Bild 1: Diese Darstellung war die Grundlage für die Theorien Gotthold Ephraim Lessings, der in seiner Kunst(streit)schrift Wie die Alten den Tod gebildet (1769) die These aufstellt, dass der antike Tod als (Zwillings-) Bruder des Schlafs in Form eines zumeist nackten und fallweise geflügelten Jünglings mit gesenkter Fackel dargestellt wurde.
Die Theorie wurde vor allem von den Autoren der Aufklärung (Goethe, Schiller) und darauffolgender Epochen mit Begeisterung aufgenommen und hat sich bis heute gehalten, wiewohl es gegenteilige Fachmeinungen zu geben scheint.
Weder die Griechen noch die Römer hatten eine vergleichbare Vorstellung vom Tod, wie wir ihn seit dem späten (christlichen) Mittelalter kennen. Vor allem bei den Griechen spaltete sich der Tod in mehrere Aspekte.
Es gab Hades, den Herrn der Unterwelt, Bruder von Zeus und Poseidon. Dieser war sehr mächtig, ist aber nicht mit unserem Tod zu vergleichen, da er keineswegs umherzog und die Leute bzw. deren Seelen ins Jenseits beförderte (das war Hermes' Aufgabe!), sondern lediglich die Schattenwelt beherrschte.
Weiters gab es Thanatos, eben jenen Jüngling und personifizierten Tod. Er ist Zwillingsbruder des Schlafes (Hypnos) und Sohn der Nacht (Nyx). Mythologisch gesehen ist er aber keineswegs so bedeutend wie der Gott der Unterwelt.
Das Problem, welches sich hier stellt, ist eben die völlig unterschiedliche polytheistische antike Mythologie im Vergleich zu unserer stark christlich geprägten. Nicht einmal im Christentum ist das Todesbild völlig einheitlich: der sensenschwingende Knochenmann, wie wir ihn ikonographisch heute noch kennen, entstammt dem Spätmittelalter. Davor war der Tod ein viel abstrakterer Begriff, eher ein Ereignis, denn eine Allegorie.
Wie dem auch sei: Der kleine Knabe in meiner Geschichte ist eine Anlehnung an eben jenen Thanatos, Bruder des Schlafes. Die Tatsache, dass der Tod die Figur bildlich eher inadäquat nachstellt, mag wohl darin begründet sein, dass er sich mit ihr nicht wirklich identifizieren will. Oder aber, dass ich mich, als ich die Episode zeichnete, zu wenig um bildliche Vorlagen bemüht habe - man möge sich die Erklärung aussuchen, welche einem gefälliger erscheint.
Bild 2: Bei der jungen Dame handelt es sich um die Figur Death aus dem Comic "Sandman" von Neil Gaiman. Ursprünglich stand hier in der deutschen Online-Version ein blonder Herr (im folgenden Strip zu sehen), den ich für die Druckversion dann jedoch gegen besagte Sandman-Tödin getauscht habe, die vormals nur in der englischen Online-Version zu sehen war.
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